Kinder aus der Klemme

Kinder aus der Klemme

Alles begann mit einem Vortrag, den Frau Kim Riga-Stüve von der Erziehungs- und Fachberatungsstelle für Kindertagesstätten in Bremerhaven, während des Fachtages des KSB Freiburg zum Thema „Kinderrechte und Umgangsrecht“ im Jahr 2019 gehalten hat.

Ihr Bericht über das Interventions-Programm „Kinder aus der Klemme“ hat das anwesende Fachpersonal, aber auch alle anderen TeilnehmerInnen sehr beeindruckt und am Ende vereinzelt gar zu Tränen gerührt. Und dies nicht, weil die Situation für Kinder in hochstrittigen Scheidungs- und Trennungsfamilien so traurig ist, sondern weil sie aufzeigen konnte, dass es gelingen kann, Kindern, die zwischen die Fronten von Vater und Mutter geraten sind, aus dieser Klemme herauszuhelfen.

Das Programm wurde gemeinsam von Justine van Lawick (Lorentzhuis) und Margreet Visser (Traumazentrum für Kinder und Jugendliche)  in den Niederlanden entwickelt. Sie fanden einen Weg, der Eltern anregte, ihren Blick wieder auf die Kinder und deren Wohl zu richten, statt sich auf die Kränkungen und Verletzungen durch den jeweils anderen Elternteils zu konzentrieren.

Die Eltern arbeiten dabei  während acht Sitzungen in Gruppen aus sechs Familien (Hintergrund: Multifamilientherapie),   parallel dazu finden Kindergruppen statt. Jede Sitzung dauert ca. 2 Stunden mit einer kleinen Pause dazwischen.

Ziel der gemeinsamen Arbeit ist es, für die Kinder in ihrer schwierigen Situation nach einer Trennung bzw. Scheidung, ein „Klima der Sicherheit zu schaffen, in dem sie sich optimal entwickeln können, ein Klima des Vertrauens, in dem die Eltern entweder kooperieren oder einander – im Rahmen einer parallelen Elternschaft – (den Kampf gegen den anderen) loslassen können. Letztlich geht es darum, den Streit (in den Familien) zu deeskalieren und die Kinder wieder in den Mittelpunkt zu rücken.“ (Kinder aus der Klemme, S. 41)

Nach dem Vortrag von Frau Riga-Stüve stand sowohl für den KSB Freiburg als auch

den KSB Wiesloch, der sich ebenfalls an dem Fachtag beteiligte, fest, dass wir eine gemeinsame Fortbildung für Fachleute, die sich mit Scheidungs- und Trennungseltern befassen, anbieten würden. Leider hat die Coronazeit den Start erst einmal verzögert, doch 2021 konnten wir den Plan in die Tat umsetzen.

Im September 2021 haben 16 TeilnehmerInnen aus verschiedenen Einrichtungen der Jugendhilfe ihre Ausbildung abgeschlossen und sind nun autorisiert, das Interventions-Programm anzubieten.  Die vier TeilnehmerInnen aus Freiburg sind hoch motiviert und fest gewillt, so bald wie möglich einen solchen Kurs für Eltern und ihre Kinder auszuschreiben.

Die Planung ist bereits im Gang, doch wird es wahrscheinlich erst im Frühjahr möglich sein, einen Kurs zu finanzieren.

Die bisherigen Erfahrungen mit dem Programm sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland sind ermutigend.

 

Zwei Zitate zum Abschluss:

„Ich habe eingesehen, dass man die andere nicht als Ex, sondern als den anderen Elternteil betrachten muss. Das hat mir geholfen. Oder vielmehr… es hat meinen Kindern geholfen“

 

„Es geht um unsere Kinder – wir müssen auf sie achten! Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, friedvoller miteinander umzugehen, es nicht eskalieren zu lassen, wie wichtig Frieden und Stabilität ist und dass das Kind nicht das Gefühl hat, zwischen uns zerrieben zu werden.“

(aus: Kinder aus der Klemme, Arbeitsbuch)

 

Das ist genau das, was wir erreichen möchten! Wir sind zuversichtlich, dass teilnehmende Eltern auf jeden Fall von dem Programm profitieren, vor allem aber die Kinder. Denn, wenn es den Eltern gelingt, mit dem Streiten aufzuhören, sind auch die Kinder „aus der Klemme“.

(Prof.Dr.med. eia Asen)

Wir werden Sie umgehend informieren, wenn wir mit der Arbeit starten können.

Helga Klier
(Vorstandsvorsitzende)